Dyslexie ist eine Lernstörung, die das Lesen und Schreiben erschwert, jedoch nicht die Fähigkeit zur Inhaltsaufnahme beeinträchtigt. Ihre Ursache liegt in einer neurologischen Veränderung, die angeboren oder erworben sein kann. Die angeborene Form resultiert häufig aus einer Reifungsverzögerung oder einer Unterentwicklung neuronaler Prozesse und weist eine erbliche Komponente von etwa fünfzig bis siebzig Prozent auf. Die erworbene Form entsteht infolge einer Gehirnverletzung, die neuronale „Wege“ verändert.
Beide Formen wirken sich auf Hirnregionen aus, die für die phonetische und visuelle Analyse zuständig sind. Dies führt dazu, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, die Töne mit den Buchstaben des Alphabets in Verbindung zu bringen, was das Schreiben und Lesen erheblich erschwert. Die Australian Dyslexia Association (ASA) erklärt, dass es zwar keine Heilung für Dyslexie gibt, aber mit geeigneten Lerntechniken die meisten Patienten ein normales Leben führen können.

Musiktherapie als Lerntechnik für Dyslexie
Eine dieser Techniken ist die Musiktherapie. Sie nutzt Musik, Rhythmus und Harmonie, um Aspekte des Menschen zu stimulieren und zu verbessern. Musik fördert die kognitive und kreative Entwicklung und wirkt sich gleichzeitig auf beide Gehirnhälften aus. Dadurch entwickeln Menschen, die kontinuierlich Musik lernen, oft einen höheren IQ als jene ohne musikalische Ausbildung. Spezifische Übungen können gezielt Gehirnbereiche anregen und stärken.
Musiktherapie für dyslexische Patienten
Bei Patienten mit Dyslexie ist Rhythmus ein zentrales Element, da dieser sowohl in der Sprache als auch in der Musik vorkommt. Beim Sprechen wechseln betonte und unbetonte Silben, wodurch ein rhythmisches Muster entsteht. Dyslexie beeinträchtigt jedoch die Wahrnehmung dieser Fluktuationen, was sich auf das Erkennen und Nachvollziehen der Sprachstruktur auswirkt. Mit gezielten musikalischen Übungen kann das Rhythmusgefühl verbessert und die phonetische Wahrnehmung gesteigert werden, was beim Lesen und Verstehen von Texten hilft.
Das Centre for Neuroscience in Education der Universität Cambridge führt Forschungen zu Aktivitäten durch, die auf die Entwicklung phonologischer Bewusstheit bei Dyslexikern abzielen. Die Wiederholung einfacher Übungen soll Patienten dabei helfen, die Klänge des gesprochenen mit dem geschriebenen Wort zu verknüpfen, z. B. durch Lieder oder das rhythmische Klatschen von Silben.
Studien zur Wirksamkeit der Musiktherapie bei Dyslexie
In einer Studie des Labors für kognitive Neurowissenschaften des französischen Nationalen Forschungszentrums wurden dyslexische Kinder in zwei Gruppen aufgeteilt. Beide Gruppen führten dieselben Übungen durch, die erste Gruppe absolvierte jedoch ein intensives Programm über drei Tage, die zweite verteilte die Stunden über sechs Wochen. Während beide Gruppen Fortschritte in der phonologischen Wahrnehmung und dem Leseverständnis zeigten, verbesserte sich bei der zweiten Gruppe auch die auditive Aufmerksamkeit und die Wortdifferenzierung. Diese Fortschritte blieben auch nach sechs Wochen ohne Übung bestehen.
Eine weitere Studie italienischer Forscher zeigte, dass Verbesserungen im Rhythmus- und Zeitgefühl sich positiv auf das phonologische Bewusstsein und das Leseverständnis auswirken. Nach einem Training mit musikalischen Übungen verbesserten alle Kinder ihre Lese- und Verständnisfähigkeiten und zeigten Fortschritte in der phonologischen Aufmerksamkeit und Rhythmuswahrnehmung. Dies bestätigte erneut den positiven Einfluss der Musik auf dyslexische Patienten.
Zusammenfassung
Dyslexie ist eine neurologisch bedingte Lernstörung, die das Lesen und Schreiben erschwert. Musiktherapie bietet Techniken, die auf phonologisches Bewusstsein abzielen und durch Wiederholungen und Rhythmus das Verständnis verbessern.

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